Warum ist der WLAN-Empfang nicht so gut wie er sein sollte?
Wenn du mit Empfang und Geschwindigkeit des WLANs unzufrieden bist, solltest du zunächst sicherstellen, dass du das Selfnet WLAN verwendest (SSID, also der Name des WLANs ist “Selfnet”). Auch für den Betrieb eines eigenen WLANs findest du im Folgenden Tipps zum Verbessern der Performance.
Wir erhalten häufig Feedback zu langsamen Netzwerkgeschwindigkeiten - vor allem bezüglich via WLAN verbundener Geräte. In diesem Artikel werden wir Ursachen dafür erklären und - wichtiger - was du dagegen unternehmen kannst. Das Technik-Gerede versuchen wir dabei auf ein Minimum zu beschränken. Solltest du dich nur für die Lösungen interessieren, lies weiter. Wenn der Text zu technisch wird, kannst du mit dem Lesen aufhören und uns direkt kontaktieren, zum Beispiel via E-Mail, Chat oder, in einer Zeit nach Corona, auch wieder zu unseren Supportzeiten. Wir werden unser bestes tun, die Thematik zu erklären.
Praktische Lösungsansätze - falls du nur an diesen interessiert bist - sind in diesem Artikel fett markiert. Moment mal, Selfnet betreibt das Netzwerk, was soll ich also machen? Eines vorweg: die WLAN-Performance kannst (und solltest?) du zum Großteil selbst beeinflussen.
Unser Netzwerk unterscheidet sich vom WLAN Zuhause
Zunächst muss eine wichtige Unterscheidung getroffen werden: Es gibt das von Selfnet betriebene WLAN und es gibt tausende andere WLANs. Klicke hier um nachzusehen, ob Selfnet-WLAN in deinem Wohnheim verfügbar ist. Dieses WLAN heißt einfach “Selfnet”. Darüber hinaus gibt es von unseren Mitgliedern betriebene WLANs, die so unterschiedlich sind wie unsere Mitglieder selbst. Diese nennen wir “User Wifi”. Im Folgenden werden wir versuchen euch mit beiden WLAN-Arten zu helfen.
In beiden Fällen muss zunächst verstanden werden, dass Studentenwohnheime eine Umgebung mit hoher Bevölkerungsdichte sind. Aus technischer Sicht bedeutet dies eine hohe Anzahl von WLAN-Geräten pro Quadratmeter in den Wohnheimen. (und auch außerhalb, zum Beispiel auf dem Dach oder auf dem Parkplatz…) Um dir eine grobe Vorstellung zu geben: Die meisten Studierenden besitzen über 5 Geräte, die dauerhaft mit dem WLAN verbunden sind. Und genauso wie du deine Mitbewohner und Mitbewohnerinnen mit Respekt behandelst und “leben und leben lassen” als vernünftiges Motto für menschliche Interaktion betrachtest, tun dies auch deine Geräte. Viele Studierende vergessen scheinbar, wie viele WLAN-Geräte sie tatsächlich verwenden. Dazu zählen die offensichtlichen Geräte wie Laptop, Smartphone, iPad und gelegentlich auch mit dem Internet verbundene Uhren. Aber was ist mit deiner Alexa, deinen Smart Home Lautsprechern, deinem Fernseher, deinen Spielekonsolen, deiner smarten Glühbirne…? All diese Geräte sind mit dem WLAN verbunden. Die meisten davon dauerhaft.
Und ja, diese Geräte beeinträchtigen sich gegenseitig. Warum? Sie teilen sich Zeit im WLAN Netzwerk. Dies wird als Airtime bezeichnet. So wie beim guten alten Radio Rundfunk, wo auch nicht zwei Sprecher gleichzeitig reden und verstanden werden können. Sie sprechen abwechselnd. Einer nach dem Anderem. Deine Geräte verhalten sich genauso. Und erschwerend kommt dazu, dass sie nicht gleichzeitig reden und zuhören können. Anders als die meisten Menschen reden deine Geräte jedoch auch ohne einer aktiven Verbindung/Unterhaltung. Sie sehen nach Updates und neuen Nachrichten, senden Statistiken, stellen sicher dass die korrekte Zeit angezeigt wird oder teilen anderen Geräten mit, immernoch da und für den Empfang von Nachrichten bereit zu sein. Womit wir beim ersten Tipp angekommen sind: Schalte ein paar deiner Geräte ab, wenn du nicht Zuhause bist. Effekt: mittel, und du tust deinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern einen Gefallen
Vermutlich musst du das nicht bei deinen Eltern Zuhause tun. Und das ist gut. Aber denke daran, dass in Studentenwohnheimen eine Menge solcher Geräte in einer kleineren Umgebung genutzt werden. Überlege wie viele Geräte du und deine Mitbewohner und Mitbewohnerinnen verwenden. Zusammengerechnet ergibt das 30? 40? 42? Wie viele Geräte es auch immer seien mögen - es sind wahrscheinlich mehr als bei dir Zuhause.
Auf einer anderen Wellenlänge - Oder warum du 2,4GHz vermeiden solltest
Wie bereits genannt, werden zwei Frequenzen für WLAN: 2,4GHz und 5GHz. Und zweiteres sollte verwendet werden. Die maximale Anzahl an 2,4GHz WLANs, die parallel betrieben werden können ohne sich gegenseitig zu beeinflussen oder zu stören, beträgt 3. Wenn du nach siehst, wie viele WLANs du im Moment sehen kannst, ist die Anzahl höchstwahrscheinlich größer als 3. Stören sich zwei WLANs bedeutet dies nicht, dass du nicht mit diesen verbinden kannst. Es bedeutet jedoch, dass du mit noch mehr Parteien teilen musst, “noch höflicher zu anderen Geräten seien musst”. Stell es dir vor wie den Unterschied dazwischen sieben oder nur einen Geschwister zu haben. Erschwerend kommt dazu, dass 2,4GHz eine sehr beliebte Frequenz ist. Du hast bereits die Anzahl an WLAN-Geräten für dich und deine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner ermittelt. Nun addiere dazu die Anzahl an Bluetooth-Geräten. Warum? Bluetooth verwendet die selbe Frequenz und hat darüber hinaus in der Regel eine höhere Priorität als WLAN. Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich Mikrowellen, Smart-Home-Geräte (ja, alle) und Fernbedienungen aller Arten dazu zählen. Ja, all diese Geräte verwenden 2,4GHz. Warum? Weil Hersteller dieser Geräte diese Frequenz kostenfrei nutzen können. (Ok, bei Mikrowellen stimmt das nicht, hier keine anderen Frequenzen verwendet werden.) Verwende, wenn möglich, 5.0GHz. Siehe unten wie das geht. Effekt: am höchsten
5.0GHz ermöglicht den parallelen betrieb von mindestens 9 unterschiedlichen WLAN-Netzwerken ohne das diese sich gegenseitig stören. Diese Anzahl kann durch anpassen der “Kanalbreite” erhöht werden. Herauszufinden, ob dein Gerät mit einem 5.0GHz Netzwerk verbunden ist, ist nicht so einfach. Ja, es gibt Standards dafür, aber wir ersparen dir das. Bei den meisten aktuellen Betriebssystemen kann davon ausgegangen werden, dass sie, wenn möglich, 5.0GHz WLAN bevorzugen. Als Ausnahme sind dabei jedoch iPhones und iPads zu nennen. Einige Geräte können 5.0GHz WLAN jedoch nicht verwenden. Beispiele für verbreitete Geräte, die dazu nicht in der Lage sind, sind iPhone der Generation 4 und älter, einige Amazon Echo Geräte (ja, Einsteigermodelle aus 2020 können es immernoch nicht, FireTV-Geräte sind hingegen 5.0GHz-fähig), ältere Google/Nest Lautsprecher und Streaming Sticks, viele vor 2019 veröffentlichte Smartphones und fast alle Smart Home Geräte, einschließlich Sonos Smartspeaker und Streaming Speakers. Betreibe nicht dein eigenes WLAN wenn Selfnet WLAN in deinem Studentenwohnheim verfügbar ist. Effekt: hoch
Betrieb eines eigenen WLAN Routers oder Access Points
Es tut uns Leid, aber aus mehreren Gründen ist Selfnet WLAN nicht in allen Gebäuden verfügbar. Und an diejenigen, die trotz Selfnet WLAN ihr eigenes WLAN betreiben: bitte, hört auf (außer es geht nicht anders) Falls du doch dein eigenes WLAN betreiben musst, sind hier ein paar Tipps:
- Schalte 2.4GHz ab Selbst wenn du es nicht verwendest, kostet es trotzdem Airtime.
- Wenn du 2.4GHz WLAN benötigst weil eines deiner Geräte 5.0GHz nicht unterstützt: Konfiguriere es nur für den Standard, den du benötigst. Wir sehen eine Menge an alten WLAN Standards in den Studentenwohnheimen. Wenn du deinen WLAN-Router für 20 Jahre alte Geräte betreibst, benötigst du das wahrscheinlich nicht. In den Standardeinstellungen ist es in der Regel jedoch trotzdem aktiviert. Das Problem dieser alten, und langsameren Standards ist, dass sie noch mehr Airtime verschwenden. Das liegt daran, dass dein Router/Access Point kurze “Verbinde dich mit mir, wenn du dich traust”-Nachrichten verschickt und diese mit dem langsamsten Standard, der unterstützt wird, übertragen werden. Kontrolliere, ob deine Geräte WLAN Standard (802.11) N oder, besser, AC unterstützen. (Bitte vermeide b/g/n oder g/n - Denke daran, Konfigurationen, die mehrere Buchstaben aufführen, verwenden den langsamsten Standard für “Hier bin ich”-Nachrichten)
- Nette Leute Schreien nicht - bitte reduziere die Signalstärke Ja, das wirkt kontraintuitiv, du willst ja eine starke WLAN-Verbindung. Du solltest es trotzdem tun. Das WLAN-Signal auf volle Stärke zu stellen ist in etwa so, als würdest du dich quer über das Studentenwohnheim schreiend unterhalten, während alle Fenster und Türen geöffnet und alle Bewohner und Bewohnerinnen Zuhause sind. Solange du die einzige Person bist, die das tut, funktioniert das, aber stelle die vor jeder würde das tun.
- Wenn du 2,4GHz verwendest: Um Himmels Willen, höre auf Kanal 1 zu verwenden In Deutschland sind 12 2,4GHz Kanäle verfügbar. Die meisten, vor allem günstige Router und Access Points verwenden in der Standardeinstellung Kanal 1. Die meisten Leute ändern das nicht. Deine Nachrichten reihen sich nun alle in Kanal 1 in die Warteschlange (erinnere dich, nur ein Gerät kann gleichzeitig reden. Das ist ein Gerät pro Frequenz, nicht pro WLAN)… Wir versuchen nicht alle durch die selbe Tür in einen Zug einzusteigen, warum sollten wir das mit WLAN versuchen? Verwende “automatisch”, Kanal 5 oder Kanal 9. Anmerkung: Manche Router bieten die Kanäle 13 und 14 an. In Deutschland sind diese jedoch nicht zur öffentlichen Verwendung freigegeben.
Ein letzter Punkt bezüglich der Signalstärke: Dein Smartphone oder Laptop zeigt dir Striche an, um die Qualität deiner Verbindung darzustellen. Dies gibt nur die Empfangsqualität an. Es sagt nichts über die Sendegeschwindigkeit aus. Wir wissen, dass die Antennen in unseren Access Points wirklich, wirklich gut sind. Dies stellt sicher, dass du WLAN empfängst. Die Antennen in Smartphones und und Tablets sind hingegen viel kleiner als die in den Access Points. Als Vergleich kannst du dir vorstellen, eine Unterhaltung mit einer Person mit einem Megaphon zu führen. Du kannst diese Person zwar auch aus großer Entfernung hören, aber selbst wenn du schreist bist du vielleicht nicht Laut genug um verstanden zu werden. Hier gilt das selbe. Daher: Wenn die Signalstärke nur bei 30 - 50% liegt: Ändere deine Position. Schon 30cm können manchmal einen großen Unterschied machen. Effekt: mittel
Ein letzter Ratschlag: Kabel sind ein Segen
Nutze Kabel für stationäre Geräte Effekt: sehr hoch
Klar, du kannst kein Kabel für dein Smartphone verwenden. Aber was ist mit deiner Spielekonsole? Oder deinem Smartspeaker? Oder deinem Laptop, während du am Schreibtisch sitzt? Dich mit einem Kabel zu verbinden gibt dir 1GBit/s (vorausgesetzt das Kabel ist nicht kaputt). Das ist eine höhere Geschwindigkeit als die meisten WLANs bieten können, selbst wenn sie mit nur einem Gerät verbunden sind.
Wir hoffen wir konnten dir ein wenig helfen, deine WLAN-Verbindung zu verbessern. Falls du Fragen hast, wie du die hier aufgeführten Vorschläge umsetzen kannst, schreibe uns via E-Mail/Chat oder besuche unsere Supportstunden nachdem die Corona-Einschränkungen aufgehoben wurden.
Viele Grüße Dein Selfnet Team
Hier sind noch ein paar nützliche Details für die, die sich dafür interessieren:
- Eine Liste mit WLAN-Standards für 2,4GHz und 5,0GHz
- Welche 2,4GHz Kanäle überschneiden und stören sich nicht
- Beispiel Signalstärke in einer Wohnung - Welchen großen Unterschied ein kleine Positionsänderung haben kann
Möchtest du in Zukunft bei Selfnet mitmachen und dich ehrenamtlich um solche und andere interessante technische Dinge kümmern? Um das Wohnheimsnetz ordentlich zu betreiben gibt es viele verschiedene Dinge zu tun: Verwaltung der Hardware (inkl. Neukauf von Hardware und mit dem Hersteller bezüglich Service arbeiten), Verwaltung von Servern und anderen Netzwerkdiensten, Analyse von Problemen oder neue Wohnheime an das Wohnheimnetzwerk anschließen.
Wenn du mitmachen möchtest geht es nicht um Vorwissen. Wichtiger ist es Spaß zu haben und noch etwas sinnvolles/praktisches neben dem Studium zu tun. Wenn du dich für Technik, Softwareentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Projektmanagement oder vieles andere interessierst: Wir freuen uns dich bei uns begrüßen zu dürfen! Besuche einfach eine unserer Sprechstunden, (sobald diese wieder stattfinden.).
Das Selfnet-Team